Wieder selbständig zu werden ist das Ziel

Gesundheit

MdL Müller informierte sich über Betreuung für psychisch kranke Menschen

"Ich wusste gar nicht, wieviel Arbeit ein Haushalt macht", bekannte Herr Z. freimütig beim Besuch der SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller im Haus Isar, der Wohnstätte des Soziotherapeutischen Zentrums für psychisch kranke und suchtkranke Menschen (STZ) in Landshut. Nach seinem Aufenthalt in einer der drei Wohngruppen des Haus Isar mit sieben weiteren Bewohnern ist er nun in die dem Haus angegliederte "Trainingswohnung" gezogen und übt nun, den Alltag mit Kochen, Putzen, Waschen und Einkaufen selbst zu bewältigen.

Die Landshuter Abgeordnete wollte sich gemeinsam mit ihren beiden Kreistagskolleginnen Christel Engelhard und Filiz Cetin über die Arbeit im Bereich von psychisch erkrankten Menschen informieren, da im bayerischen Landtag erst kürzlich beschlossen wurde, dass ein Psychisch-Krankenhilfe-Gesetz auf den Weg gebracht werden soll, das es in 14 anderen Bundesländern bereits gibt.

Claudia Reinhold, die Leiterin des STZ führte die Besucherinnen gemeinsam mit einer Bewohnerin durch das Haus, erläuterte das Konzept in den Wohngruppen und die verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten, um dem Tag wieder eine Struktur zu geben. In den drei Wohngemeinschaften mit bis zu neun Bewohnern und Bewohnerinnen werde die soziale Kompetenz gestärkt und die Konfliktbewältigung geübt. Der Haushaltsplan wird gemeinsam erstellt, es wird beraten, was gekocht wird, für Einkaufen, Putzen, oder Abwasch ist jeweils im Wechsel ein Bewohner zuständig, erläuterte Frau G., die in einer der drei Wohngruppen lebt. Neben dem allgemeinen Wohn- und Essbereich, sowie den beiden Gemeinschaftsbädern der WG habe jeder sein eigenes Zimmer mit Waschgelegenheit. Jeder/m BewohnerIn steht eine Bezugsperson aus dem Fachkräfteteam als Ansprechpartnerin zur Seite, mit der aktuelle Themen und Befindlichkeiten besprochen werden können und die nächsten Schritte auf dem Weg hin zu mehr Selbständigkeit geplant werden. Einmal wöchentlich findet auch ein WG-Gespräch mit allen BewohnerInnen der WG statt, um sowohl Organisatorisches zu planen und zu besprechen als auch die Stimmung in der Gruppe gemeinsam zu reflektieren. Die Verweildauer im „Haus Isar“ betrage rund 2 ½ Jahre, erfuhren die Besucherinnen. Ein großes Problem sei, später passende und bezahlbare Wohnungen zu finden, da der Landshuter Wohnungsmarkt sehr angespannt sei, erfuhren Müller, Engelhard und Cetin im Gespräch mit den beiden Bewohnervertretern Sebastian L. und Alexander S. „Die fehlende Perspektive sowohl auf dem Wohnungs- als auch auf dem Arbeitsmarkt belastet uns“, so Sebastian L.

 Derzeit leben 26 Personen im „Haus Isar“ und rund 30 werden ambulant im „betreuten Wohnen“ in Wohnungen in und um Landshut durch das Team des STZ betreut. Im diesem Teil des STZ gibt es neben dem betreuten Einzelwohnen auch zwei intensiv betreute Wohngemeinschaften in der Nähe des Haus Isar. Als einen „Glücksfall“ bezeichnete es Claudia Reinhold, dass es in Landshut sowohl die Fachoberschule als auch die Hochschule gebe, denn so würden sie auch immer wieder „Nachwuchs“ und PraktikantInnen bekommen, die auf diese Weise einen Einblick in den Bereich der Arbeit mit psychisch kranken Menschen bekämen. Das ist einerseits eine gute Möglichkeit für die StudentInnen, andererseits können so bereits früh Kontakte zu angehenden Fachkräften geknüpft und gepflegt werden. Stellvertretende Landrätin Christel Engelhard sprach in diesem Zusammenhang auch die immer stärker werdenden Belastungen im Arbeitsleben an. Die Zahl der Überstunden in Deutschland steige ständig, die immerwährende Erreichbarkeit sorge zusätzlich für Stress. MdL Ruth Müller informierte in diesem Zusammenhang, dass sie im Bereich der „betrieblichen Gesundheitsförderung“ erst vor kurzem einige Anfragen an das Ministerium gestellt habe, um herauszufinden, in welchen Bereichen es hier bereits gute Projekte gebe.

Seit über 5 Jahren gibt es ein zusätzliches Projekt im STZ Landshut: „Betreutes Wohnen in Gastfamilien“ in ganz Niederbayern. Rund 15 Familien hätten sich bereits niederbayernweit bereit erklärt, einen „Familienzugang auf Zeit“ aufzunehmen und so einem Menschen mit Unterstützungsbedarf Heimat, Ansprache und Hilfe angedeihen zu lassen. Es werden immer noch Gastfamilien gesucht. Als Gastfamilien können sich jedoch nicht nur Familien im „klassischen Sinn“ bewerben, sondern auch Paare ohne Kinder, Alleinerziehende und alleinstehende Personen kämen in Frage. Gerade für Familien, in denen die Kinder bereits aus dem Haus seien, könne ein neuer Bewohner wieder für mehr Leben, Gespräche und Mithilfe im Alltag sorgen, warb Reinhold um weitere Gastfamilien.

 

 

 
 

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