Die Geschichte als großer Lehrmeister

Kreistagsfraktion


Im Grabungsgebiet „Am Bründl“ in Ergolding stellte Kreisarchäologe Thomas Richter der SPD sein Tätigkeitsfeld vor

SPD-Kreistagsfraktion informiert sich über die Arbeit des Kreisarchäologen

„Wer von der Geschichte nichts weiß, kann die Gegenwart nicht verstehen.“ Dieses Zitat von Altkanzler Helmut Schmidt beweist nach Auffassung der SPD-Kreis- und Fraktionsvorsitzenden Ruth Müller die Notwendigkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. So gesehen seien historische Forschungen nicht nur eine sympathische Freizeitbeschäftigung sondern ein wichtiges Stück Daseinsvorsorge. Deshalb habe die SPD-Kreistagsfraktion bereits vor zehn Jahren Kontakt zu den im Raum Landshut tätigen Archäologen gesucht. Aus diesen Erkenntnissen heraus formulierte man im Jahr 2007 den Antrag, der Landkreis möge die Stelle eines Kreisarchäologen einrichten. Wertvolle Anregungen dazu habe man sich auch bei Dr. Ludwig Kreiner im benachbarten Landkreis Dingolfing-Landau geholt. Nach längeren geduldigen Verhandlungen sei nun endlich mit Thomas Richter auch im Landkreis Landshut ein professioneller Archäologe tätig.

Peter Geldner, der Vorsitzende von ARLAN, des Vereins für Archäologie und Bodendenkmalpflege in Stadt und Landkreis Landshut, bezeichnete diese Entwicklung als sehr begrüßenswert. „Die Bevölkerung muss mit seiner Vergangenheit wesentlich bewusster umgehen“, stellte Geldner fest. Gleichzeitig müsse aber gesagt werden, dass der Vertrag mit Thomas Richter sowohl von den Wochenstunden wie von der Laufzeit her nur begrenzt sei. Dies werde den Anforderungen in einem der an Funden reichsten Landkreise nicht im vollen Umfang gerecht. Auch könne man neue Vorhaben nur seriös anpacken, wenn Planungssicherheit gegeben sei. Dazu zähle beispielsweise der Landshuter Höhenweg, der isarbegleitend aus dem Raum Buch am Erlbach bis nach Niederaichbach führen und die großartigen Schätze von Archäologie, Kultur und Natur deutlich machen solle. Gerade dieses Projekt könne der für den Tourismus in der an Attraktionen reichen Region Landshut zu einem erheblichen Schub verhelfen.

Mit durchschnittlich vier gleichzeitig laufenden Grabungen ist der Kreisarchäologe Thomas Richter nach seinen Worten voll ausgelastet. Das Einsatzgebiet reiche derzeit von Rottenburg und Neufahrn im Norden bis in den Raum Vilsbiburg. Schwerpunkt sei natürlich die Isarachse mit den aktuell wichtigen Projekten in Ergolding. Am Beispiel der Grabungen „Am Bründl“ machte Richter den Vorteil einer kommunalen Archäologie deutlich. Hätte man dort nach der üblichen Vorgehensweise des Landesamtes für Denkmalpflege eine Grabungsfirma auf die gesamte Fläche von 22.000 Quadratmetern losgelassen, wären sehr hohe Kosten auf die Gemeinde zugekommen. So sei es gelungen, mit dem Markt Ergolding einen Kompromiss zu finden, nach dem einzelne ausgewählte Baufenster bearbeitet würden. Damit seinen nicht nur die Kosten etwa halbiert, sondern auch der zeitliche Umfang der Maßnahme übersichtlich gestaltet worden. So wundere es nicht, wenn der örtliche Bürgermeister die Kreisarchäologie als wahren Glücksfall bezeichnet haben soll. Der Bucher Gemeindechef Franz Göbl bestätige, dass sich auch andere Kollegen sehr lobend über die zielführende Arbeit von Thomas Richtet geäußert hätten. Es gebe jetzt keinen Grund mehr, vermutete archäologische Fundstellen zu verheimlichen.

An der Ausgrabungsstelle selbst holten sich die SPD-Kommunalpolitiker nicht nur schmutzige Schuhe, sondern auch neue Erkenntnisse über den dort gesicherten Siedlungsfund aus der Karolingerzeit. Damit müsse nicht nur die Ergoldinger Ortsgeschichte neu geschrieben werden, die Erkenntnisse seien darüber hinaus auch für den gesamten Raum Landshut von großer Bedeutung, befand stellvertretende Landrätin Christel Engelhard abschließend.

 
 

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